Im Übergang vom Jugend- zum Erwachsenenalter entwickelt sich das Bedürfnis der Schüler*innen, ihr Leben selbst zu gestalten und zu verantworten. In der zunehmend voranschreitenden Ablösung vom Elternhaus suchen sie nach neuer Orientierung. Dabei sind sie von verschiedenen gesellschaftlichen Entwicklungen wie Individualisierung, Pluralisierung, Globalisierung und einer Kultur der Digitalität geprägt. Bei dieser Orientierungssuche unterstützt insbesondere der katholische Religionsunterricht die jungen Menschen in ihrer Identitätsfindung.

An dieser Schule sind Lehrer*innen, die sich den Problemen von Jugendlichen annehmen und aus ihrem eigenen Glauben heraus versuchen, Orientierung anzubieten. Sie stellen sich brennenden Fragen sowie Positionen und helfen so den jungen Menschen auf der Suche nach ihrem persönlichen Weg. Der Religionsunterricht unterstützt somit auch die Eltern und übernimmt einen Teil der Verantwortung, die Erziehung mit sich bringt. Er gibt auch Schüler*innen, die in ihrer Umgebung wenig religiöse Lebenspraxis finden, die Chance, Glaubensinhalte kennenzulernen. Da auf unsere Kinder Vieles einstürmt, brauchen sie einen Religionsunterricht, der Position bezieht, ohne einzuengen, zur Mitmenschlichkeit und Weltverantwortung erzieht, Glauben einübt und verstehbar macht und Jugendlichen in einer Zeit des Pluralismus und der Meinungsinflation klare Orientierung bietet.

Die reflektierte Auseinandersetzung mit der durch die Kirche überlieferten Glaubenstradition, aber auch mit anderen religiösen und weltanschaulichen Positionen gibt den Schüler*innen Impulse für Sinnfindung und Lebensgestaltung. Im Religionsunterricht lernen Jugendliche nämlich die historischen Wurzeln unserer gesellschaftlichen Werte sowie die Entwicklung unserer christlich geprägten Kultur kennen. Sie erfahren zudem etwas über Christ*innen anderer Konfessionen und etwas über andere Religionen, deren Wertvorstellungen und Geschichte. Darüber hinaus trägt der Religionsunterricht zur Entwicklung einer religionsbezogenen Diskursfähigkeit und zu ethischer Urteilsbildung bei. Ziel ist es, die Heranwachsenden zur verantwortlichen Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen zu befähigen, denn das Christentum ist die Religion von Freiheit und Entscheidung. Deshalb verweist der Religionsunterricht auf die christliche Praxis in Familie und Gemeinde.

Das Fach Religion nimmt schon immer eine gesonderte Rolle im allgemeinen Fächerkatalog ein. Es soll den Schüler*innen einerseits religiöses Grundwissen vermitteln und sie andererseits an einer religiösen Welt teilhaben lassen, die sie vielleicht noch nicht kennengelernt oder wahrgenommen haben. So versuchen wir, das Fach Religion lebendig werden zu lassen, indem wir den Schüler*innen neben der reinen Wissensvermittlung auch Raum für Kreativität, für Besinnung und Fragen geben.

Um diese Theorie bestmöglich in die Praxis umzusetzen und den Glauben tatsächlich greifbar und lebendig werden zu lassen, nutzen wir den Lernort Schule als ein Ort des Austausches und der Begegnung. Weil uns die Zusammenarbeit mit der hiesigen Pfarrei, Christus Erlöser, sehr am Herzen liegt, laden wir Pfarrer Windolf als geistlichen Ansprechpartner sehr gerne in unseren Unterrichtsalltag ein. Dadurch wird den Schüler*innen Raum gegeben, Fragen zu stellen, die sie beschäftigen, eigene Standpunkte zu reflektieren und in einen offenen Diskurs zu treten.

Damit religiöses Leben aber auch außerhalb des Unterrichts spürbar wird, erfolgen nicht nur Unterrichtsgänge zu sakralen Räumen, sondern auch ein ökumenischer Weihnachtsgottesdienst und eine Abiturbesinnung. Während ersterer von den Religionslehrkräften und interessierten Schüler*innen organisiert und durchgeführt wird, handelt es sich bei der Abiturbesinnung um ein freiwilliges Angebot für alle Schüler*innen der zwölften Jahrgangsstufe, unabhängig einer Konfession bzw. Glaubensrichtung, sich eine halbe Stunde zum Nachdenken zu nehmen. Ein kurzer Moment für sich, in dem es erlaubt ist, Sorgen, Ängste, aber auch Hoffnungen und Wünsche zuzulassen, ohne darüber reden zu müssen.

 

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